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Geschichten aus der Gruft, Teil 9
So we can learn to pick ourselves up
von Andreas "Zeromant" Pischner
10.03.2008

Geografie für Magic-Spieler

Das Organized Play von Magic in Deutschland ist in meinen Gedanken immer untrennbar mit Dietzenbach verbunden. Von diesem unscheinbaren Städtchen haben die meisten Nicht-Magic-Spieler wohl nie etwas gehört: Laut Wikipedia ist es die Kreisstadt des Landkreises Offenbach, liegt ca. zwölf Kilometer südwestlich von Frankfurt und hat etwa 33.000 Einwohner. Außerdem besitzt es einen ungewöhnlich hohen Ausländeranteil und eine der höchsten Geburtenraten Deutschlands.

Dietzenbach ist außerdem der Sitz der Amigo-Spiele GmbH, welche dort eine so genannte "Spieleinsel" eingerichtet hatte, großzügige Räumlichkeiten, in denen Spielveranstaltungen und Turniere verschidenster Art stattfanden. Zu diesen Turnieren zählten insbesondere immer wieder Prereleases und PTQs, letztere häufig in Form von Doppel-PTQs, also zwei Turnieren am Samstag und Sonntag des selben Wochenendes, damit sich die Anreise lohnte, sowie einige der ersten Deutschen Meisterschaften (Die allererste hatte in Friedberg stattgefunden. Zu dieser Zeit war Amigo noch nicht der deutsche Magic-Exklusivvertrieb gewesen).

Alles in allem war Dietzenbach damals unstrittig die deutsche Magic-Hauptstadt.

Dorthin fuhr ich also im März 1998, mit der Bahn, auf dem Weg zu jenem Hotel, in dem ich an der Rezeption sagen sollte, dass ich wegen des Magic-Turnieres da sei, um mein Zimmer zu vergünstigten Konditionen zu bekommen. Da fühlte man sich doch als Magic-Spieler wirklich als etwas Besonderes – man fuhr quer durch Deutschland zu einem Turnierwochenende, so als nähme man an einem Kongress teil!

Das Format war übrigens Tempest-Block-Sealed, mit Top 8 Rochester Draft. Stronghold war bereits erschienen, aber ich bin mir trotzdem sicher, dass wir nur mit Tempest gespielt haben. Vielleicht war der Grund, dass sich innerhalb einer PTQ-Saison das Format nicht ändern sollte?

Zu jener Zeit waren PTQs mit weit über 100 Teilnehmern noch die absolute Norm, inbesondere in Dietzenbach, und dementsprechend waren die Turniere auch besucht. Aus ganz Deutschland waren Spieler angereist (immerhin liegt Dietzenbach auch recht zentral), und außerdem war ein recht starkes Kontingent tschechischer Top-Spieler vorhanden – Lukas Ladra, Ondrej Baudys, Michael Srba etc... Wer sich hier qualifizieren wollte, musste mit erheblich mehr Widerstand rechnen als mit einem Haufen Sachsen und Berliner plus ein paar angereiste Hamburger.

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Engel wem Engel gebührt
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An das Sealed Deck habe ich keinerlei Erinnerungen mehr. Ich erreichte mit 6:1 die Top 8, mit der einzigen Niederlage gegen Michael Huth.

Auch von diesem Turnier schrieb ich übrigens einen englischen Bericht, der auf dem Dojo veröffentlicht wurde. Auch dieser Bericht ist in dessen Archiv leider nicht mehr auffindbar, obwohl sich an ihn eine lebendige Diskussion anschloss (dazu später mehr).

Der Rochester Draft fand in einem kleinen Hinterzimmer unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ich saß an Position zwei im Draft. An Platz eins (mit ein bisschen zusätzlichem Raum nach links und rechts über seinen Stuhl hinaus) saß Lukas Ladra.

Der Judge (Mario von Leeuwen, glaube ich) legte den ersten Booster aus, und Lukas griff sich, ohne lange zu überlegen, den darin befindlichen Avenging Angel. Das war natürlich ein Fehler!

..warum das ein Fehler war? Ist der Engel denn kein klarer Firstpick? Schon, schon. Nur – man sollte ihn eben nicht nehmen, bevor der Judge einen zum Picken aufgefordert hatte! Lukas erhielt ein Draft Warning für seinen prozeduralen Fehler. Dann schickte Mario sich an, ihm die linkeste Karte der obersten Reihe (irgendeine belanglose Common) an Stelle des Engels zuzuteilen – die damals vorgesehene Verfahrensweise, wenn ein Drafter sich nicht rechtzeitig für eine Karte entschied.

Merkt ihr etwas? Ein Fall für den Pischner! Ich meldete mich zu Wort und fragte Mario, ob diese Regel denn wirklich auch für den Fall gelte, dass ein Spieler zu früh zugriff. Meiner Meinung nach war für diese Situation vorgesehen, dass der Spieler die Karte, welche er zu früh genommen hatte, bekam und eben als Strafe nur verwarnt wurde. Lukas hatte also ein Anrecht auf den Engel.

Mario ließ sich das kurz durch den Kopf gehen und gab mir Recht und Lukas den Engel, der sich zu mir umdrehte und sich warm bedankte.

Nein, mir ist in diesem Moment nicht klar gewesen, dass ICH ansonsten den Engel gekriegt hätte! Ich wollte einfach nur sicherstellen, dass alles fair und mit rechten Dingen zuging.

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The 14-land thing
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Nun, unterdessen hatte ich gelernt, andere Farben zu draften als meine Nachbarn, also hielt ich mich aus Weiß heraus. Mein Booster enthielt einen Overrun, und den nahm ich mir gerne. In meiner Nachbarschaft schien sonst niemand so recht Grün zu wollen, und so entstand ein Deck mit folgenden Bestandteilen:


14 Länder

2 Rampant Growth

3 Muscle Sliver
1 Heart Sliver
1 Renegade Warlord
2 Overrun


...an den Rest erinnere ich mich nicht mehr. Ich war G/r/x, mit einem Minisplash für eine dritte Farbe, was mit den beiden Rampant Growth auch gut ging.

Als ich später meinen Turnierbericht veröffentlichte, war eine allgemeine Reaktion immer wieder: FOURTEEN LANDS?? Ich verstand das Problem nicht. 14 Länder entsprachen ca. 21 Ländern auf 60 Karten – absolut genug, um zwei davon früh zu haben, und dann konnte man die beiden Rampant Growth dazu zählen – fertig waren 40% Mana-Anteil, und mehr benötigte ein Beatdown-Deck doch nicht!

Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass ich PRINZIPIELL Recht gehabt hatte. Ähnlichen Manaverteilungen würde man Jahre später im Mirrodin-Limited immer wieder begegnen (mit Myrs an Stelle von Rampant Growth). 14 Länder SIND genug, wenn man mit ihnen zusätzliches Mana generieren kann – das wollten damals viele nicht wahrhaben, die den Growth als Spell, zusätzlich zu den Ländern rechneten.

Allerdings wäre ein Land (oder ein Rampant Growth) mehr schon besser gewesen. Ich glaube zwar, dass ich keine weiteren 5-Mana-Sprüche im Deck hatte, aber alleine schon die beiden Overrun waren Grund genug, die 5-Mana-Schwelle zuverlässiger erreichen zu wollen. 17 Manaquellen wären korrekt gewesen.

Mein Teamkollege Marttin Lüdecke schrieb damals extra zu dieser Diskussion noch einmal einen kleinen Artikel, "The 14-land-thing". Besonders viel Kritik kam damals von Stephan Valkyser. Der würde übrigens noch im selben Monat den Grand Prix Antwerpen gewinnen. Seinen Turnierbericht kann man im Dojo-Archiv noch finden: http://www.classicdojo.org/t982/gp.980429sva.html

Sein erstes Sealed enthält 18 Länder PLUS Rampant Growth, und er spielt seinen Recycle mit folgender Begründung nicht: "I should definitely mention Recycle, which surely can be a game breaker. But I was afraid of making the deck even more expensive, and I did not want to remove one of the big creatures."

Stephan stand eben gerne, was Mana anging, auf der sicheren Seite. Um so spektakulärer dann sein Top 8 Draft Deck, zu dem er sagt: " Furthermore I play with only 17 lands!!! (Normally, 18 lands is a fetish for me) . " Das ist besonders verblüffend, wenn man seinen roten Minisplash für Kindle (klar), Wall of Diffusion (Hm?) und Flowstone Shambler (???) sieht. Seine Bemerkung bezüglich der 18 Länder bezog sich übrigens mit Sicherheit auf unsere damalige Diskussion!

Nun, mein Draftdeck hatte also nur siebenmal so viel Länder wie Overrun. Das passte schon.

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Der fröhliche Tscheche
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Im Viertelfinale traf ich dann auch gleich auf Lukas. Das war dann der Moment, wo mir kurz dämmerte, dass ich vorhin nicht wirklich in meinem eigenen Interesse gehandelt hatte... Er spielte ein blau-weißes Deck, das ich in Runde eins mühelos überrannte, nicht zuletzt auch, weil ich mich von einer Gaseous Form auf meinem Renegade Warlord nicht davon abhalten ließ, trotzdem mit diesem (und natürlich anderen Kreaturen) anzugreifen. Trotzdem machte ich mir Sorgen, und benutzte ausgiebig mein Sideboard.

In Spiel zwei war mein Start dann erheblich langsamer. Der eine oder andere Pacifism oder die Gaseous Form bremste mich, und dann kam in Runde fünf jener weiße Angel ins Spiel, bei dem ich darauf bestanden hatte, dass Lukas ihn kriegen müsste. Die Situation war problematisch. Ich griff kompromisslos an und tauschte jede Runde wieder eine meiner Kreaturen gegen seinen Angel, der immer wieder auf seine Bibliothek wanderte. Einmal. Zwei Mal. Ein drittes Mal. Jetzt war zwar die letzte meiner Kreaturen vom Tisch, aber ich hatte endlich einen Mountain gezogen und präsentierte ihm mein Sideboard:

BOIL!!!

Drei seiner fünf Länder (er zog ja immerzu nur den Engel) verabschiedeten sich. Ich setzte dann noch mit zwei Stone Rain auf seine beiden Plains nach (diese drei Karten hatte ich gesideboardet). Er zog einmal seinen Engel und dann immer noch kein Land, und ich fand weitere Kreaturen. Ich glaube, er starb mit nur einem Land im Spiel!

Was mir in Erinnerung geblieben ist, ist Lukas' Reaktion auf den Boil. Er saß da, ausgetappt (er hatte ja den Engel ausgespielt), mit einer Karte, die garantiert kein Land war, auf seiner Bibliothek, und ich zeigte ihm meine Karte... und er fing an zu lachen, laut und hemmungslos, als hätte ich ihm gerade einen hervorragenden Witz erzählt! Ich zerstörte ihm seine restlichen Länder, und er hörte gar nicht mehr auf zu lachen. Lachend gratulierte er mir schließlich zum Sieg. Ich habe nie wieder einen so guten Verlierer getroffen!

Im Halbfinale begegnete ich dann Markus Bell, der meiner Erinnerung nach rot-schwarz gedraftet hatte. Er saß missmutig da und glaubte offensichtlich nicht an seine Gewinnchance. Ich auch nicht, wenn ich ehrlich bin... In zwei kurzen Spielen stellten wir fest, dass er weniger Removal im Deck hatte, als ich Kreaturen. Dann kam jeweils ein Overrun und Schluss war. Hinterher grummelte er etwas davon, dass ich ja so glücklich gezogen hätte. Ich wies ihn darauf hin, dass mein Deck im Prinzip nur aus Kreaturen und Doppel-Overrun bestand. Er grummelte weiter und bemängelte meinen Landcount.

Mir war's egal, ich schwebte auf Wolke sieben! Einmal zur Pro Tour qualifiziert – okay, das mochte Zufall gewesen sein. ZWEI Mal hingegen, und das so kurz hintereinander, das überzeugte mich dann doch, dass ich die kleinen bunten Karten legen konnte (zumindest 40-Karten-Decks)! Vielleicht war es ja gutes Karma gewesen, das ich mir durch meinen Einsatz für Lukas erkauft hatte? Und diesmal ging es auch nicht nach Mainz, sondern nach New York – das konnte man sogar weiter erzählen, ohne sich lächerlich zu machen! ("Stell' Dir vor, ich habe beim Karten Spielen eine Reise nach xxx gewonnen" – was will man hier lieber für xxx einsetzen?) In jedem Fall hatte ich jetzt aber ein Problem: Was sollte ich am Sonntag machen? Nun, das war einfach zu lösen, ich half eben beim Judgen.

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A Magic Player in New York
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Auch Martin Lüdecke hatte sich für diese Pro Tour qualifiziert – ich glaube, sogar am selben Wochenende. Er war mit ein paar anderen Istari ins näher gelegene Hannover gefahren, während ich lieber den längeren Weg nach Dietzenbach auf mich genommen hatte, um die doppelte Qualifikationschance zu haben. Ach ja, damals habe ich das Magic-Spielen noch so richtig ernst genommen!

Mit ihm zusammen flog ich dann nach New York. Thommy war schon eine Woche vorher dort, um sich die Stadt anzusehen. Das war mir dann doch zu teuer (mein Geld hatte ich schließlich in Dietzenbach gelassen, nicht wahr). Die wirklich ausgesprochen schäbige Jugendherberge, in der wir unterkamen, und in der nachts tatsächlich wie in den Fernsehserien immer wieder Polizeisirenen zu hören waren, kostete bereits so viel wie die Übernachtung in jenem komfortablen Hotel in Dietzenbach, in dem ich ein Einzelzimmer mit Badewanne und Kabelfernsehen (damals noch keine Selbstverständlichkeit!) gehabt hatte. An ein längeres Verweilen war nicht zu denken.

Ich muss es gestehen: Ich interessiere mich grundsätzlich nicht allzu sehr für Sehenswürdigkeiten. Gebäude sind für mich Kulisse, keine Anlaufpunkte. Trotzdem bedauere ich es im Nachhinein natürlich, dass ich nicht die Twin Towers besichtigt habe, aber wer hätte denn ahnen können, dass es diese dreieinhalb Jahre später nicht mehr geben würde?

Letztlich war die einzige "Sehenswürdigkeit", die ich besichtigte, das alte Neutral Ground, jener Magic-Tempel, der sich im siebten (oder so) Stock eines New Yorker Hochhauses versteckte, und der dafür berühmt war, rund um die Uhr geöffnet zu haben und Turniere anzubieten. Davon habe ich dann auch fleißig Gebrauch gemacht. Ironischerweise führte gerade dieser Besuch zu meiner einzigen nicht unmittelbar mit Magic verbundenen Beschäftigung dort, als ich eine süße kleine farbige Magic-Spielerin namens Vanessa kennen lernte.

Abgesehen davon war ich von Manhattan angemessen fasziniert und irritiert. An den "All-you-can-eat"-Buffets konnte ein Magic-Spieler sich beim Frühstück hervorragend auf lange Turniertage einrichten, aber der Versuch, etwas Ähnliches wie einen Supermarkt zu finden, schien zum Scheitern verurteilt. Lebensmittel konnte man in sogenannten "Delis" kaufen, deren Sortiment allerdings sich irgendwo auf halber Strecke zwischen einem typischen Berliner Kiosk und einer Berliner Tankstelle befand. Auch die Preise waren ähnlich. Das Unglaublichste aber war – und ich schwöre, dass ich hier nicht übertreibe! – dass ich nicht eine einzige Stelle zwischen unserer Jugendherberge, Neutral Ground und dem Veranstaltungsort fand, an dem ich nicht mindestens zwei McDonalds sehen konnte! Nicht eines – ZWEI!

Ich weiß, Manhattan ist nicht New York, und New York ist nicht die Vereinigten Staaten. Deswegen werde ich mich hüten, von meinem kurzen Besuch dort auf die USA allgemein zu schließen. Aber merkwürdig war es doch!

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Wenn der Wurm drin ist
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Das Turnier selbst (Tempest-Tempest-Stronghold- Booster-Draft) lief dann ganz okay. Ich startete mit zwei Niederlagen, darunter eine gegen Eric Tam, und gewann dann die nächsten beiden Spiele. Mein zweites Draftdeck war eine merkwürdige Konstruktion: Es war Grün-Blau und randvoll mit Spined Wurm und Spike Colony und so. Seine Manakurve war einfach keine Kurve, aber mit 19 Ländern und 2 Overgrowth konnte ich doch recht zuverlässig meine Fatties ins Spiel bringen. Ich schrieb damals an Stephan Valkyser: "Na, ist das ein Manaanteil nach Deinem Geschmack? Aber es gibt eben so'ne und solche Decks." Er antwortete: "Ich spiele eben lieber solche Decks."

Leider war ich ein wenig anfällig gegen die dieses Format bestimmenden Shadow-Kreaturen, und so verlor ich dann auch meine nächste Partie, als ich zwei Mal eine solche nicht rechtzeitig in den Griff bekam. Damit war ich aus dem Rennen um Tag 2 heraus.

Meine nächsten beiden Matches gewann ich dann. In der letzten Runde war mein Gegner Shawn "Hammer" Regnier, eine Ikone aus der frühen Magic-Zeit. Er hatte im Draft hinter mir gesessen, und als er die gleichen Länder wie ich auf den Tisch packte, verstand ich auch, warum mein Deck nicht ganz an den Punkt gelangt war, an dem ich es mir gewünscht hatte. Warum er hinter mir die selben Farben wie ich gedraftet hatte, kann ich mir nicht erklären.

Der gefürchtete Hammer war das ganze Match über niedergeschlagen. An Stelle seines üblichen selbstsicheren, den Gegner mit psychologischen Spielchen verunsichernden Gebarens beschränkte er sich darauf, meinen dritte Runde Overgrowth mit. "Next turn Spined Wurm, right?" zu kommentieren. Ich überlegte kurz, ob es irgend einen Grund gab, diesen Wurm NICHT zu spielen und kam zu dem Schluss, dass es keinen solchen Grund gab. Also nagelte ich Hammer mit meinen Würmern platt.


Ich ging letztendlich mit 4:3 aus dem Turnier – nicht spektakulär, und vor allem nicht im zweiten Tag, aber nach meiner bodenlosen Performance in Mainz doch eine erhebliche Steigerung und ein respektables Ergebnis.

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Pischner wird geprüft
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Die nächsten beiden Tage nutzte ich zum Side-Event-Spielen und dazu, meine Judge-Prüfung zum Level 3 abzulegen. (Das war nämlich in Deutschland gar nicht so einfach, da wir keinen Level-4-Judge hatten.) Bei den Side Events kam es zu jenem denkwürdigen Match gegen Turbo-Zvi, von dem ich in meiner historischen Magic-Reihe bereits berichtet habe (Link).

Den Judge-Test legte ich schließlich bei einem amerikanischen Judge ab, dessen Namen ich, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, nicht mehr weiß. Die Judge-Test vor Ort wurden übrigens von einer DCI-Mitarbeiterin organisiert, deren Namen ich ebenfalls vergessen habe, aber ich glaube, sie hieß Tara irgendetwas, und sie hatte ein sehr hübsches Lächeln.

So viel zu den Dingen, die ich noch über meinen Level-3-Test weiß! Na gut, ein bisschen mehr war da schon noch: Gleich die erste Frage beantwortete ich falsch. Sie hatte irgendetwas mit den Manakosten von Drain Life oder Fireball zu tun, und ich kannte das frisch geänderte neue Wording jener Karte nicht (die Texte jener beiden Karten haben sich mehrfach geändert – Ihr wollt es gar nicht wissen, glaubt mir!) Glücklicherweise fragte mein Prüfer nach, wie ich auf meine Antwort kan, umd ich konnte sie ihm überzeugend darlegen, so dass klar wurde, dass ich lediglich von einem falschen Kartentext ausging.

Danach wurde ich immer sicherer und fühlte mich teilweise sogar unterfordert (was allerdings wiederum Misstrauen in mir aufkeimen ließ, denn wenn ich die Fragen für zu einfach hielt, dann hatte ich vielleicht etwas übersehen?) Zum Abschluss sollte ich mich dazu äußern, was passierte, wenn ein Portcullis im Spiel lag und per Living Death verschiedene 187-Kreaturen, darunter ein Uktabi Orang-Utan, welcher das Portcullis zerstören würde, ins Spiel kamen. Was immer übrigens heute die Antwort ist: Damals war sie anders, garantiert! 1998 gingen Trigger zum Beispiel noch nicht auf den Stack (denn den gab es noch nicht). Wie auch immer, ich fing an zu dozieren, und irgendwann unterbrach mein Prüfer mich lachend und meinte, das sei genug – diese Frage sei gar nicht Bestandteil des eigentlichen Tests gewesen, es sei nur die schwierigste Regelfrage, die er kannte, und er wollte wissen, ob ich damit auch klar kam!

(Ja, damals kannte der Pischner die Magic-Regeln WIRKLICH. Lang ist's her...)

Es gab dann noch ein kurzes Rollenspiel, in dem ich einem Spieler, der einen Verstoß begangen hatte, klarmachen sollte, was dieser Verstoß war, warum es ein Verstoß war, und warum er dafür wie bestraft würde. Nachdem ich vorher eine Stunde lang auf Englisch Regelfragen beantwortet hatte, ging mir auch dieser Teil flüssig von der Zunge, und ich konnte meinen Prüfer von meiner Gesprächssicherheit überzeugen.

Im Gedächtnis geblieben ist mir jedenfalls, wie am Ende meiner Prüfung (deren Ergebnis mir erst ca. eine Woche später per Mail mitgeteilt wurde) mein Prüfer mit seinen Unterlagen zurück zu Tara ging, die ihn fragte, wie es denn so gelaufen sei. Er antwortete irgendetwas, was zu leise war, als dass ich es hätte verstehen können, und sie gab zurück "No, really?", drehte sich zu mir um und sah mich lächelnd aus großen Augen an. (Sie hatte wirklich ein tolles Lächeln!) Da wusste ich, dass ich die Prüfung wohl bestanden hatte. (Hinterher wurde mir zugetragen, dass meine Regelkenntnisse locker für Level-4 ausgereicht hätten!)

Ein klärender Hinweis: So lief eine Prüfung zum Level-3-Judge 1998 ab! Heute ist das alles anders. Insbesondere sind die Prüfungen wohl schwerer – nicht unbedingt der Teil mit der Regelkenntnis (denn wer die Fifth Edition-Rules verstanden hat, der hat vor nichts mehr Respekt!), aber die allgemeinen Anforderungen, insbesondere Fragen der Art "Was tut man, wenn..."

Ein Jahr vorher übrigens, als ich meinen Level-2 machte, war mir noch beigebracht worden, wie man im Schweizer System Paarungen macht und Tiebreaker errechnet. Mit Ergebniskärtchen! DCI Reporter? Was ist das?

In jedem Fall verbuchte ich New York als vollen Erfolg. Ich war bei einer Pro Tour positiv gegangen und hatte meine Prüfung zum Level-3-Judge bestanden. Meiner glorreichen Magic-Laufbahn stand also nichts mehr im Weg!




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