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Sealed-Deck für Anfänger - Die Trilogie
Teil 1 - Der Masterplan
von Bastian "Beschi" Von Beschwitz
25.08.2004

Also wie versprochen ist hier nun der Artikel für Leute, die gerne mit Sealed-Deck spielen anfangen wollen. Da dieses Thema ziemlich komplex ist, ist hieraus nicht nur ein einzelner Artikel sondern gleich drei (daher Trilogie). Wenn ihr also wissen wollt, wie man auch ganz ohne „die Macht“ ein gescheites Sealed-Deck zusammen zimmert, dann lest los. Vorher natürlich noch mal die Einschränkung:

Dieser Artikel richtet sich vor allem an die Spieler, die noch nie ein Sealed-Deck Turnier mitgespielt haben oder immer nur verloren haben (oder besser gesagt: relativ viel verloren haben) und sich fragen, warum immer nur die Anderen immer genug Mana und Kreaturen haben und sie selbst mit ihren Deck eigentlich nie einen Fuß auf die Erde kriegen.
Wenn du also schon recht erfolgreich Sealed oder Draft spielst, dann ist dieser Artikel für dich wahrscheinlich nicht so interessant.

Als erstes möchte ich noch einmal für alle von euch, die noch nie ein DCI-sanktioniertes Magicturnier mitgespielt haben erklären, warum ich glaube, dass Sealed-Deck das beste Format für Einsteiger ist:

  1. Ich brauche keine Karten. Die meisten Casual-Player gehen deshalb nicht auf Turniere, weil sie Angst vor den routinierten Turnierspielern mit ihren unbesiegbaren und schweineteuren Powerdecks haben gegen die sie, mit ihrem getunten Preconstructed-Deck, leider überhaupt keine Chance haben. Das kann ihnen beim Sealed nicht passieren, denn alle erhalten das gleiche Material.
  2. Es ist billig. OK, ich gebe zu, dass ein Sealed-Deck mit 15-20€ doch relativ teuer ist. Allerdings muss man beachten, dass man hierfür ja auch einiges an Karten bekommt (ein Turnierpack und 2 Booster), die man sich wahrscheinlich irgendwann sowieso gekauft hätte. In den meisten Fällen zahlt man also nur das Produkt (welches für das Turnier in manchen Läden sogar noch billiger ist) und erhält das Turnier + eventuell kleine Preise (ich gehe bei dem Turnier von FNM aus) völlig umsonst.
  3. Es ist einfach. Das spielen mit einem Sealed-Deck braucht meist nicht so tiefe Regelkenntnis, wie bei Constructed Turnieren und kommt mit seinen Kreaturen-gegen-Kreaturen-Kampf Casual-Play relativ nahe. Erschwerend ist natürlich, dass man mit dem Deck das erste Mal spielt und sich so nicht unbedingt gut damit auskennt, somit lässt sich der Punkt mit der Schwierigkeit durchaus bestreiten. Der schwierigere Teil ist das Bauen des Decks, was allerdings verglichen mit Booster Draft doch recht einfach ist, solange man bestimmte Dinge beachtet...



Kartenanzahl

Hierzu eine kleine Geschichte: Ich spiele gerade bei einem kleinen Turnier gegen einen Gegner der offensichtlich gerade eines seiner ersten Turniere spielt. Er spielt ein komisches 5-farbiges Deck und bekommt kaum Kreaturen aufs Board. Nachdem ich ihn 2-0 besiege, frage ich ob ich mal sein Sideboard sehen dürfte (alles was man nicht im Deck spielt ist bei Limited-Turnieren das Sideboard) um ihm eventuell zu erklären welche Karten er besser in sein Deck gepackt hätte. Er guckt mich nur völlig entgeistert an. Ich frage noch mal: „Könnt ich vielleicht mal die Karten sehen, die du nicht im Deck spielst?“ Er guckt immer noch völlig verdattert. Nach etwa 10 Sekunden blöden Zurückglotzens fällt es mir auf: Sein Deck ist ohne Hüllen immer noch deutlich höher als meins und er hat sonst nirgendwo auf dem Tisch Karten liegen. Er hat einfach alle 105 erhaltenen Karten in sein Deck gepackt!!!

Na ja, der Sinn dieser kleinen Anekdote dürfte hoffentlich allen klar geworden sein: Ein Sealed-Deck muss mindestens 40 Karten enthalten und deshalb sollte es auch genau 40 Karten erhalten. Jede weitere Karte, die ich noch ins Deck packe, verringert lediglich die Chance, dass ich die guten Karten in meinem Deck ziehe.
Meinen Gegner fehlte es ganz offensichtlich an einem Plan und so entschied er sich nicht zu entscheiden und packte alles in sein Deck. Das ist natürlich ziemlich contra-produktiv. Wichtig beim Sealed ist erst einmal, das man einen Masterplan hat. Die grobe Vorstellung wie viele Karten der unterschiedlichen Sorten die 40 Karten im Deck ausmachen sollen, und dass es bitte nur 40 sein sollen. Ist man erst einmal so weit, dann ist es deutlich leichter zu entscheiden, welche 40 Karten dies genau sein sollen. Und wie unser Masterplan aussieht, dazu kommen wir nun:

Länder

Normalerweise spielt man in einem Sealed-Deck etwa 16-18 Länder. Dies ist prozentual etwas mehr als in den meisten Constructed-Decks, was damit zu tun hat, dass ein Sealed-Deck nicht so fein abgestimmt sein kann wie Constructed-Decks und einem etwas zu viele Länder deutlich weniger schaden, als wenn man zu wenig Länder zieht. In Einzelfällen kann es sinnvoll sein nur 15 (oder sogar 14 Länder) im Deck zu haben, allerdings sollte man solche Entscheidungen den Pros überlassen und im Zweifel einfach 17 Länder spielen anstatt zu riskieren dauernd screwed zu sein.

Kreaturen

Kreaturen sind das A und O im Sealed-Deck. Es gewinnt meistens der Spieler, der mehr oder stärkere oder schwieriger zu blockende Kreaturen legt. Tricks die einem im Kampf helfen oder Kreaturen stärker machen sind hierzu sehr wichtig, allerdings sollte man nie zu wenig Kreaturen im Deck haben, weil sonst solche Tricks leider sinnlos auf der Hand vergammeln. Generell sollte man mindestens 13 Kreaturen spielen, mehr sind jedoch immer erwünschenswert. Natürlich gibt es auch von dieser Regel manchmal Ausnahmen.

Removal

Überschlagen wir mal kurz 40 Karten- 17 Länder – 13 Kreaturen = 10 restliche Karten.
Von diesen 10 Karten sollten möglichst viele Removal sein. Removal sind Karten, die wichtige Karten des Gegners zerstören. Removal ist ungemein wichtig in Sealed-Decks, da es Karten gibt, die dem Gegner (fast) im Alleingang das Spiel gewinnen. Einfachstes Beispiel ist hier der Platin Engel. Brauchbar ist hier nur Removal was viele mögliche Ziele beim Gegner hat. Im Allgemeinen sind dies Kreaturenremoval wie z.B. Terror. In Mirrodin-Block können es auch Artefaktremoval sein. Schlecht ist Removal, welches häufig kein Ziel findet, wie Enchantmentremoval oder Removal, welches nur gegen bestimmte Farben funktioniert. Landdestruction taugt im Sealed auch nix, da die Leute meistens so viele Länder spielen, dass es auf eins mehr oder weniger kaum ankommt und man auch eigentlich nie genug Landdestruction hat um den Gegner ernsthaft zu schaden.

Der Rest

In diese Kategorie fallen alle Spells, die weder Kreaturen noch Removal sind. Die meisten Karten dieser Kategorie sind nicht zu gebrauchen und sollten im Zweifel besser nicht gespielt werden. Allerdings gibt es einige Karten, die so stark sind, dass sie es trotzdem unbedingt ins Deck sollten.

Equipments wie Bonesplitter, Loxodon Warhammer, Skullclamp, Leonin Bola usw. sind im Sealed-Deck unheimlich stark und führen oft die Entscheidung herbei. Wenn ihr also beim nächsten Turnier gegen den ansässigen Pro nen Warhammer auf'n Tisch legt und der Pro mit den Augen rollt, danach gegen euch verliert und sich den Rest des Abends darüber aufregt, dass Wizards solche Karten druckt, wisst ihr warum.

Kartenzieher wie z.B. Thirst for Knowledge oder Mask of Memory generieren häufig den entscheidenden Kartenvorteil, den es braucht um den Gegner zu besiegen.

Combat Tricks wie z.B. Baton of Courage oder Predator Strike sind auch im Sealed-Deck immer gern gesehen. Wichtig ist allerdings, dass man bei einem Szenario möglichst 2 zu 1 tauscht. Beispiel Giant Growth: Meine 2/2 überlebt und seine 4/4 stirbt.(Streng genommen hat man hier 1 zu 1 getauscht: nämlich den Giant Growth gegen die 4/4, aber der Growth ist halt viel billiger als eine 4/4. Schlecht sind meistens Tricks die nur Power oder Toughness stärken (wie z.B. Fist of an Anvil), da man mit ihnen meistens immer noch schlecht tauscht: Beispiel oben: Seine 4/4 stirbt zwar, allerdings musste ich hierfür 2 Karten opfern: Meine Kreatur und meinen Trick.

Wiederkehrende Effekte hiermit meine ich Karten (meist Artefakte oder Enchantments), die man auf den Tisch legt und die dann jede Runde einen wertvollen Effekt abgeben. Beispielsweise: die Scherben in Mirrodin. Die sind alle ziemlich gut, da ihr Effekt jede Runde wiederkommt. Scheiße ist allein die grüne, da nur Trampel geben einfach zu schwach ist.
Wichtig ist hier natürlich der Preis. So hat Serum Tank zwar einen ziemlich brauchbaren Effekt (Karten ziehen ist immer gut), allerdings sind 3 Mana hierfür schon ziemlich viel, weswegen man den Tank meistens nicht spielen möchte.

Ihr seht, dass es hier natürlich auch immer noch auf die einzelnen Karten ankommt und man nicht generell sagen kann: Alle Equipments sind gut oder alle Equipments sind scheiße, aber generell gibt es 2 Sorten von Spells die man fast nie spielen kann:

  1. Lifegainer: Alle Spells die nix anderes machen als Leben (und seien es auch 8 oder noch mehr ) sind einfach unspielbar.
  2. Damage Spells: Fast genauso schlecht sind Spells, die einfach nur Schaden auf den Gegner machen. Nur wenn sie wirklich viel Schaden machen, sind sie unter umständen spielbar. Aber mit 5 oder weniger Schaden ist eigentlich nix anzufangen.


Also fassen wir noch einmal zusammen: Unser Sealed-Deck sollte grob so aussehen:
  • 16 – 18 Länder
  • 13 – 15 Kreaturen
  • 6 – 8 Removal
  • 0 - 6 Sonstige Spells


Damit haben wir nun erst mal einen groben Überblick und beim nächsten Mal gehe ich dann darauf ein, wie man erkennt ob eine Karte nun brauchbar ist oder nicht und welche Farben ich in meinem Deck spielen möchte.

Also bis denne

da Beschi


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 #1 Zu den Damagespells von real-battlemage am 25.08.2004 • 19:32
Das Kriterium hier sollte eigentlich sein ob der Spell Schaden auf eine Kreatur macht oder auf den Spieler. Alles was Schaden auf Kreaturen macht kann durchaus schon einen Slot wert sein. Allerdings hat Beschi diese Karten wohl schon unter Removal eingeplant wo sie ja auch hingehören.
 #2 Fehlerteufel von HypnoticSpecter am 25.08.2004 • 19:58
IMHO ein sehr lesenswerter Artikel, der auch nicht zu lang geworden ist.

Das jemand 105 Karten gegen mich gespielt hat, ist mir aber auch noch nie passiert (im Sealed zumindest).

Übrigens geht deine Rechnung am Schluss nicht auf:
Wenn man nämlich 16 Länder, 13 Kreaturen, 6 Removals und 6 (max.) andere Karten spielt, kommt man auf 41 Karten, und das is ja nun nicht Sinn der Sache.

Gruß,
Jörg
 #3 länder von MErcator am 25.08.2004 • 21:40
übersichtlich gestaltet und informativ!

auch die länderzahl ist wichtig, da viele Erstspieler einfach 2 karten ein land stacken und dann auch so viele länder spielen

das ist zu wenig und sieht der judge auch nicht gern...

freue mich auf mehr...
 #4 Betreff wird überbewertet von Trantor am 25.08.2004 • 21:50
Prima Artikel, eigentlich fehlt mir nur eins: Die Beschränkung auf möglichst zwei Farben, oder wenn schon eine dritte Farbe, dann nur splashen (und halt erklären, was splashen bedeutet). Natürlich kann man auch mal die unsolide 6-6-6-Manabase spielen, wenn die Farben denn so ausgeglichen sind und man gern auf seine Fähigkeiten, jedes Spiel das Mana zu ziehen, was man braucht, vertraut (ein gewisser Martin aus HH weiß, wovon ich rede ), aber solider sind auf alle Fälle zweifarbige Decks. Aber vielleicht kommt das ja noch im zweiten oder dritten Teil; dennoch fände ich es besser, dieses Thema bereits in Teil 1 anzusprechen.

Wie gesagt, prima Artikel für Neueinsteiger, weiter so.
 #5 Das heißt nicht Triologie... von Sturmgott am 26.08.2004 • 02:01
... sondern Trilogie.

(von griechisch tri = drei und logos = das wort)

Kann das mal einer korrigieren, das tut ja weh anzuschauen
 #6 Wie wär's mit ... von Dalrin am 26.08.2004 • 13:36
... ner Tetralogie, dann wär die Schreibweise von Trilogie egal

But now to something completely different.

Der Artikel ist wirklich gut und übersichtlich geschrieben. Für Limited Noobs wie mich ist der auf jeden Fall was. - Weiter so!
 #7 Guter Artikel... von RiderOnTheStorm am 26.08.2004 • 13:59
... vor allem für mich, da ich in Kürze mein zweites Sealed-Deck-Turnier spielen werde und bei meinem ersten nur 3 Punkte erzielt hatte. Aber all die Vorbereitung hilft auch nix, wenn man kein Glück hat. Letztes Mal war es mir vergönnt in einen rot-schwarzen(!) Deck 3 Lose Hope als einzige Removal zu spielen.
 #8 Pech beim Sealed von Tobi K. am 26.08.2004 • 17:52
@ Rider on the Storm:
Hab bei meinem ersten Sealed (5D Prerelease) Beim ersten Durchgang Platin, Terror, Shatter, Detonate bekommen. Beim Shufflen und neu austeilen der Decks hatte ich dann 0 (!) Removal und hab mit nem Grün-Blauem Schmodderhaufen immerhin 1 mal gedrawed
 #9 @ Dalrin von Norman am 26.08.2004 • 18:23
wenn schon quoten, dann bitte richtig:

and now for something completely different.
 #10 Gruesse aus Bulgarien von Beschi am 28.08.2004 • 14:26
He cool, dass nun mein 2. Artikel auch veroeffentlicht wurde. Ich bin hier gerade so in Bulgarien in nem I-net cafe. Hier kostet ne Stunde internet 2 leva (1 Euro is 1,95583 leva, na kommt uns der Umtauschkurs irgendwie bekannt vor), voll billig, da zahl ich ja zu hause mehr

Naja, danke fuer die Anregungen

also an real-battlemage: spells, die Schaden auf Kreaturen machen, sind removal und damit super. Allerdings sollten sie dann auch auf Kreaturen angewandt werden. Also 1. Runde shock auf dich, kann nix. Wenn man den Gegner so toetet schiesst man die natuerlich gerne an den Kopf, aber sonst immer auf Kreaturen.

An Hypnotic Specter: Das sind ja nur so Richtwerte, dass muss man natuerlich so zusammenfuehren, dass es am Ende 40 ergibt (also bei wenig removal, dann was mehr Tricks usw.)

An Trantor: Ja, klar du hast es voll drauf. Genau das was du hier schreibst steht im 2. Teil meines Artikels...

An Sturmgott: Rechtschreibfehler im Titel ist natuerlich megapeinlich (haette ich wohl doch noch mal wen lesen lassen sollen, der was von Rechtschreibung versteht), danke fuer die Verbesserung.

Vielen Dank fuer das Lob und die Verbesserungsvorschlaege

bis denne

Beschi
 #11 Das hier kann nix von Waaagh! am 30.08.2004 • 19:23
Super Artikel! kommt genau richtig - zu CoK will ichs wieder mal wissen

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