Das kollektive Bewusstsein der deutschen Magic-Community ist ein Hexenkessel. Ein Sud der unterschiedlichsten Zutaten brodelt und blubbert da fröhlich vor sich hin, zischt und pfeift. Mal brennt was an oder schwappt über, aber im Großen und Ganzen geht nichts verloren, schlummert höchstens tief unter der Oberfläche unseres Gedankeneintopfs. In regelmäßgen Abständen gibt eine unsichtbare Hand ein paar neue Gewürze hinzu, die dann vorübergehend ganz oben in den Köpfen stecken. Manchmal schafft es auch jemand umzurühren. Und hin und wieder kocht ein altes Thema ganz von alleine wieder hoch.
Ein solches Thema ist die Qualität von deutschen Magic-Artikeln, genauer ihre vermeintliche Minderwertigkeit. Vor Kurzem war es wieder so weit. Überall wurde gemurrt und gemeckert, irgendwo flogen sogar die Fetzen und ständig war in den Kommentaren jenes uralte Mantra zu lesen: „Dieser Artikel hätte nie veröffentlicht werden sollen/dürfen.“
Heute geht es um diejenigen Artikel, die tatsächlich nie veröffentlicht wurden.
Insgesamt ist die Erfolgsquote aller Einsendungen, die ich bekomme, zwar beachtlich, aber immer mal wieder gibt es welche, die den Sprung ins Artikelprogramm einfach nicht schaffen. In den meisten Fällen bekommen deren Autoren dann von mir lange, lange E-Mails, die erklären, wo das Problem liegt und was man gegebenenf alls verbessern könnte. Da das kein unwesentlicher Teil meines Schreibpensums ist, kam mir eine Idee: Was läge näher, als ausgewählte E-Mails einmal zu veröffentlichen?
Das ist zugegebenermaßen ein wenig experimentell. Ich hoffe aber, dieser Blick hinter die Kulissen ist für mehr Leute interessant als lediglich für angehende Schreiber. Zugleich ist das hier mein Beitrag zur leidigen Feedb ackdebatte, die neulich angestrengt wurde, um von der Qualitätsdiskussion abzulenken.
Im Folgenden erzähle ich euch jeweils kurz etwas über den fraglichen Artikel und zeige euch im Anschluss meine Antw ort. Sinn der Übung ist offensichtlich nicht, irgendjemanden bloßzustellen. Ich nenne keine Namen und habe die E-Mails nach Bedarf gekürzt.
Heimwerkerkönig
Der Artikel: Es gibt eine Illus ion, die gerade unter Turnierneulingen weit verbreitet ist, obwohl sie gerade dort besonders wenig zutrifft. Nämlich, dass das selbsgebaute Deck viel stärker ist als alles, was man so im Netz findet. Natürlich ist das eigene Baby immer am schönsten und im Zweifel entscheide ich lieber zugunsten einer neuen Idee als dagegen. Aber dieses spezielle Baby war eines, was man möglichst schnell und unmissverständlich notschlachten musste. Dass sich Spieler an der Schwelle vom Küchen- zum Turniertisch mitunter gerne noch in Aussagen über den klar überlegenen Spielspaß flüchten, macht diese Aufgabe allerdings nicht unbedingt einfacher.
Meine Antwort:
Hi,
teilweise wirklich schön geschrieben, dennoch gibt es damit etliche kleine Probleme … oder ein riesengroßes, je nachdem wie man's nimmt. Zusammengefasst: Die Grundidee des Decks ist nicht innovativ/abwegig genug, als dass das Endprodukt als Fun-Deck durchgehen könnte, und zu schlecht umgesetzt für ein Turnierdeck. Viel zu bunt, viel zu sehr auf Lotus Cobra angewiesen, viel zu viele verschiedene strategische Ansätze (Plated Geopede und Grazing Gladehart finden sich nicht umsonst niemals im selben Deck), viel zu viele Standardländer, aber als Budget-Deck geht es mit viermal Baneslayer Angel leider auch nicht durch. Eine Ansammlung lauter guter Karten macht eben noch kein Deck.
Einem Leser wäre vermutlich sogar mehr geholfen, wenn er sich einfach unkommentierte Decklisten ansieht – zum Beispiel die von Jose Pineda, der sich mit einem recht ähnlichen Konzept für die Pro Tour qualifiziert hat.
Das mag hart klingen, aber besser ich sage das jetzt als später die Kommentatoren im Forum! Vielleicht wäre das auch ein sinnvoller Ansatz für die Zukunft: Anstelle eines Eigenbaus lieber erst mal die erfolgreichen Decks, die sich im Internet finden, nachbauen und testen. Ich weiß, es ist frustrierend, dass man sich heutzutage kaum noch eigene Decks ausdenken kann, aber mit den sogenannten „Netdecks“ lässt sich nur schwer konkurrieren. Da haben unzählige Spieler (unter anderem – und das ist kein unwesentlicher Faktor – die besten und ambitioniertesten der Welt!) unzählige Stunden investiert, sowohl beim Testen als auch in Turnieren, im theoretischen Diskurs wie auch in der Praxis. Eine einzelne Person kann da (von extremen Ausnahmeerscheinungen abgesehen) unmöglich mithalten. Selbst wenn man Tag und Nacht testet, wird die Online-Community allein durch ihre Größe immer einen Schritt voraus sein.
Will man vom Konsens der etablierten Decks abweichen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man findet (abseits von Erfolgsaussichten) einen triftigen Grund, warum man ein Außenseiterdeck spielt (Coolness, Spaß etc.); oder man ist tatsächlich ein absoluter Spitzen-Deckkonstrukteur. Ansonsten bleibt einem schlicht nichts anderes übrig, als mit den Netdecks zu arbeiten. Andersartigkeit ist kein Selbstzweck. Zumindest nicht, wenn die Prämisse ein gutes Deck (im Sinne von „in Turnieren erfolgreich“) sein soll.
Fazit: Wenn ich diesen Artikel auf der Startseite veröffentlichte (und somit quasi „zum Abschuss freigäbe“), wäre damit niemandem gedient.
Viele Grüße
Tobi
Heilige Krabbe
Der Artikel: Ich erhielt einen „ersten Entwurf“ von einem Zendikar-Draftwalkthrough, dessen Autor sich nicht die Mühe machte, seine Picks vernünftig zu begründen, und stattdessen gleich zur Kür überging. Und zwar schickte er sich an, die vorherrschende Meinung in Bezug auf Hedron Crab zu revidieren, weil er zufälligerweise mit seinem einen Exemplar der Karte mehrere Gegner getötet hatte.
Meine Antwort:
Hallo,
zunächst einmal vielen Dank für dein Interesse und deine Mühe! Vielleicht lässt sich der Entwurf ja tatsächlich noch ein wenig ausbauen. Zum Beispiel könnte man die Pickentscheidungen (und gerade auch die Entscheidungsfindungsprozesse) durchaus noch ausführlicher beschreiben. Selbst wenn etwas „eine klare Sache“ ist, darf man ruhig darlegen, warum es eine klare Sache ist. Gerade bei den frühen Picks ist mehr als ein Satz Pflicht!
Und dann erwartet man (vor allem unter diesem Titel) natürlich eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Krabbe! „Conventional wisdom“ besagt ja eigentlich, dass man es lieber ganz bleiben lässt, wenn eine einzige Hedron Crab alles ist, was man zum Mühlen aufzubieten hat. Warum ist das falsch? (Oder ist es das überhaupt?) Kann man wirklich erwarten, mit einer einzelnen Krabbe seine Spiele zu gewinnen oder ist das nur extrem lucky?
Hier gäbe es eine Menge zu schreiben. Ein Kommentar wie „ich mag die Krabbe einfach“, bringt dem Leser hingegen überhaupt nichts. Im besten Fall droht Missachtung, im schlimmsten Fall würde das immer kritische PlanetMTG-Publikum den Bericht im Forum – beziehungsweise in der Luft – zerreißen.
Viele Grüße
Tobi
Prerelease in der Coverversion
Der Artikel: Mir wurde eine Coverage von einem Prerelease angeboten, inklusive Featurematches, Interview mit einem prominenten Spieler über seinen Deckbau und Siegerdeckliste. Sei noch nicht fertig, aber hätte ich denn Interesse daran …? Es ist kein Geheimnis: Featurematches gehören zu den am meisten nachgefragten Teilen einer Coverage. Gleichzeitig werden sie am wenigsten gelesen. Klingt zunächst dämlich, hat jedoch einen furchtbar simplen Grund. Leute wollen deshalb möglichst viele Featurematches haben, damit die Chance steigt, dass eines dabei ist, was auch sie interessiert – meist weil sie einen der Beteiligten persönlich kennen oder Fan sind oder so etwas.
Meine Antwort:
Hi,
also eine ganz gewöhnliche Coverage mit Fokus auf Featurematches ist gerade bei einem Prerelease jetzt nicht sooo spannend. Überhaupt sind Limitedspiele weniger gut nachvollziehbar, umso mehr bei einem neuen Set. Zudem geht es bei einem Prerelease halt um nichts, was die Spannung weiter reduziert. Und dann kommt noch hinzu, dass üblicherweise ein großer Teil der Spieler seinen Pool mehr oder weniger schlimm verbaut, was die Relevanz der ganzen Spielbeobachtungen noch einmal reduziert.
Das mit großem Abstand Interessanteste an einem Prerelease ist der Deckbau und die Bewertung der neuen Karten. Da weiß ich nicht, wie ausführlich dieser Teil geraten ist. Sicher lassen sich auch aus einzelnen Matches wertvolle Erkenntnisse ziehen, aber das müsste dann eher im Rahmen einer nachträglichen Analyse passieren. Das braucht nicht einmal umfangreich sein, aber irgendetwas, was über das reine „Was ist passiert?“ hinausgeht. So was wie:
„Überraschend war Liquimetal Coating der MVP dieses Spiels, indem es einmal emöglichte, Koth mit Slice in Twain abzuräumen, und dann später Metalcraft absicherte.“
„Golem's Heart hat soeben in einem Spiel 15 Extraleben gemacht – wenn man noch dringend weitere Artefakte für Metalcraft sucht, scheint die Karte gar nicht so unspielbar zu sein, wie man vielleicht beim ersten Anblick denkt.“
„Ein weiterer Sieg für den extrem fiesen Thrummingbird-Tumble Magnet-Start.“
„Furnace Celebration + Spellbombs = Kombo!“
Ich denke, du weißt, was ich meine. Keine Ahnung, wie ergiebig das Turnier in dieser Hinsicht war. Worauf ich hinauswill, ist: Ich habe, ohne den gelesen zu haben, keine Ahnung, wie groß das Interesse an diesem Artikel ist.
Viele Grüße
Tobi
Haufen
Der Artikel: Aus der Kategorie Casual. Bereits in der Einleitung kündigte der Autor an, den Leser nicht mit allzu viel Mathe erschlagen zu wollen. Dessen ungeachtet ging es um allgemeine Deckbauhilfe im Bereich Landverteilung. Es gäbe drei Phasen eines Spiels, so der Autor, in denen man von seinen Ländern verschiedene Dinge erwarte. Passend dazu schlug er eine Methode vor, seine Länder in drei Haufen zu unterteilen: einen mit Ländern, die möglichst zuverlässig und fix Mana bereitstellen (unter anderem Crosis's Catacombs!), einen mit Ländern, die etwas mit anderen Ländern anstellen ( Flooded Strand), und einen mit Spezialländern, die völlig artfremde Aufgaben übernehmen ( Academy Ruins). Pi mal Daumen ermittelte er Empfehlungen, wie man die Gesamtmenge an Ländern am besten auf die drei Haufen verteile. Abschließend gab es eine Auflistung an Karten, die einem helfen sollten, Manaflood zu vermeiden. So könne man zum Beispiel Implode statt Demolish verwenden.
Meine Antwort:
Hi,
leider funktioniert das so nicht. Nur weil man über Casual schreibt, entbindet das nicht von der Pflicht, vernünftig zu recherchieren. „Einfach mal“ von 24 Ländern auszugehen, ohne das auf irgendein spezielles Deck zu beziehen, ist schon ziemlich hart an der Grenze. Auch die 3-Haufen-Methode kann man unmöglich auf jedes beliebige Deck anwenden. Die Unterteilung von Haufen 1 und Haufen 2 ist ohnehin fragwürdig, zum einen weil Flooded Strand beispielsweise die frühe Manaversorgung ausgezeichnet sicherstellt (weit besser als einiges in Haufen 1), zum anderen weil der Effekt, den Landanteil im Restdeck zu verringern, in Wahrheit total vernachlässigbar gering ist. Haufen 3 schließlich steht vielen Decks überhaupt nicht zur Verfügung, weil es keine Länder gibt, die im entsprechenden Deckkonzept Sinn ergäben. Sämtliche Decks, die darauf ausgerichtet sind, schnell zu töten, haben damit zum Beispiel aus gutem Grund nichts am Hut. Gleiches gilt für die Karten, mit denen man in Phase 3 versuchen soll, den Ländern aus dem Weg zu gehen.
Ich weiß, hier soll es um das Deck eines „normalen Casual-Spielers“ gehen. Aber das ist keine vernünftige Definition, mit der sich arbeiten lässt.
Die optimale Landverteilung zu finden, ist äußerst komplex und hängt von zahllosen Faktoren ab. Man kann natürlich rein aus der Erfahrung heraus eine Manabasis bauen oder so lange mit einem Deck spielen und immer wieder Anpassungen vornehmen, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. (Tatsächlich ist das ja die übliche Methode.) Aber wenn man versucht, allgemeine Hilfestellungen zu geben, dann ist es fast unmöglich, ohne Statistiken und Rechnungen auszukommen. Außerdem müsste man all die Faktoren berücksichtigen, die hier eine Rolle spielen: alternative Manaquellen, Kartenzieher, Manakurve, Mehr- oder Einfarbigkeit. Es besteht ganz grundsätzlich eine „Komplizität“ zwischen den Zaubersprüchen, die man wirken will, und den Ressourcen, die man dafür benötigt. Es ist keine gute Idee, den einen Teil getrennt vom anderen zu betrachten.
Leute, die viel im Internet unterwegs sind und viele Artikel lesen, werden zu einem großen Teil bereits mehr über dieses Thema wissen, als in diesem Artikel steht. Leuten hingegen, die wirklich keine Ahnung haben, würde hiermit unter Umständen sogar geschadet.
Genug der harten Worte! Ich sehe das Hauptproblem darin, dass du dir ausgerechnet ein solches Mammutthema ausgesucht hast. Dieser Stoff ist wahnsinnig schwierig und umfangreich und absolut nichts für Anfänger. Daran sind schon viele gescheitert und das ist wahrlich keine Schande. Ich würde empfehlen, es beim nächsten Mal mit einem konkreteren, praktischeren und enger umrissenen Thema zu probieren. Turnier- oder Erlebnisberichte sind wesentlich leichter als Artikel über Deckbau-Theorie.
Viele Grüße
Tobi
Weniger ist manchmal eben einfach nur weniger
Der Artikel: Ein prominenter Highlander-Spieler bat mich um die Veröffentlichung eines Aufsatzes, der sich dafür aussprach, den „Spoils-Mulligan“, welcher auf Highlander-Turnieren benutzt wird, auch in allen anderen Formaten einzuführen. Seine Argumentation belief sich dummerweise buchstäblich darauf, zu behaupten, der sei voll toll und hätte überhaupt keine Nachteile. Dass ich kein Freund einer solchen Änderung bin, hinderte mich nicht, ein paar Vorschläge zu machen.
Meine Antwort:
Meh,
ich würde mich ja wirklich freuen, mal wieder etwas von dir zu veröffentlichen, aber das ist einfach zu kurz, um es als vollwertigen Artikel zu verkaufen.
Klar, es muss nicht immer ein 17-Seiten-TrashT-Mörderartikel sein, aber irgendwann hatten wir mal die grobe Richtlinie aufgestellt, dass ein Artikel mindestens 1300 Wörter umfassen sollte. In diesem Fall wäre ich sogar bereit, ein wenig davon abzuweichen, aber eben nicht sooo weit.
Man könnte zu dem Thema doch noch einiges mehr schreiben: Mehr Beispiele, mehr ins regeltechnische Detail gehen und vor allem mehr auf die strategischen Implikationen eingehen. Zum Beispiel etwas detaillierter darzulegen, warum dieser Mulligan nicht Kombodecks wesentlich bevorzugt (am besten mit einer Argumentation, die über „wir konnten im Highlander nichts dergleichen feststellen“ hinausgeht), kann schließlich nur zu breiterer Unterstützung des Vorschlags führen.
Die Mulliganregel aus der Vor-Paris-Ära und den Ursprung des Paris-Mulligans kurz zu referieren, kann sicher auch nicht schaden. Damit ließe sich unter anderem doch wunderbar argumentieren, dass die Mulliganregel überhaupt niemals unumstößlich fester Bestandteil des Spiels gewesen ist. In die gleiche Kerbe schlägt der Hinweis auf den Free Mulligan, mit dem die DCI beim 2HG experimentiert. Und da viele dem Spoils-Mulligan mit einiger Skepsis begegnen werden, drängt sich die Anmerkung, dass auch der Paris-Mulligan zunächst auf Ablehnung gestoßen ist, ja geradezu auf!
Außerdem würde ich von vornherein ein paar Einwänden begegnen. Wenn ich mal kurz Advocatus Diaboli spiele, fällt mir spontan das ganz simple „never change a running system“ ein sowie die Behauptung, dass für die Screw-/Flood-Problematik weniger die unvorteilhafte Zusammensetzung der Starthand als die ungleichmäßig verteilten Topdecks verantwortlich sind. Und dann wird natürlich garantiert auch das „Schach-Argument“ aufkommen. (Plakativ ausgedrückt: „Spiel doch Schach, wenn du keine Varianz haben willst!“ Oder weniger plakativ, die Frage, ob nicht genau diese Varianz ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgsrezepts von Magic ist …)
Viele Grüße
Tobi
Action!
Der Artikel: Jemand gab mir Leseproben seiner Turnierberichte, die er in einem Forum veröffentlicht hatte und die dort großen Anklang gefunden hatten, und fragte, ob ich dergleichen für PlanetMTG haben wolle.
Meine Antwort:
Hi,
Interesse bestünde theoretisch schon. Ich habe allerdings einmal in die Berichte hineingelesen und da gäbe es zwei Punkte, an denen man echt noch etwas arbeiten müsste:
1) Formal: Weniger Slang und deutlich weniger Abkürzungen. Gerade weil die PlanetMTG-Leserschaft zu einem Großteil eben nicht aus Eternal-Insidern besteht, sind solche Dinge wie „Anc“ oder „Rits“ einfach ein absolutes No-Go und auch „USea“, „Iggy“, „Seal“ und so weiter sollten nach Möglichkeit immer mal wieder und definitiv beim ersten Auftauchen voll ausgeschrieben werden. Als Beispiel zum Thema Slang/Umgangssprache kann dieser Satz herhalten: „Spiel eins war bisschen seltsam, ich sehe bei ihm nich viel [...]“ Da könnte man dem „bisschen“ schon das „ein“ und dem „nich“ durchaus das t gönnen. Prinzipiell gefällt mir der lockere Stil gar nicht schlecht und einige Stellen lesen sich tatsächlich sehr witzig. Das ändert sich aber auch dann nicht, wenn man keine Wörter und Buchstaben auslässt.
2) Inhaltlich: Je nachdem wo man veröffentlicht, gilt es, völlig unterschiedlichen Ansprüchen zu genügen. Gerade wenn man im Rahmen eines Blogs oder Ähnlichem schreibt, kann man dem Publikum selbstverständlich immer sagen: Friss oder stirb, lies oder lass es. Auf dem Planeten funktioniert das so nicht. Man sollte sich einmal aus Sicht eines potenziellen Lesers die Frage stellen: „Warum sollte ich diesen Artikel lesen? Was habe ich davon?“ Kurzweilige Unterhaltung ist darauf bestimmt keine schlechte Antwort, aber damit das allein ausreicht, müsste es schon wirklich sehr unterhaltsam sein, sowohl in Hinblick auf das, wovon man berichtet, als auch auf die Schilderung desselben. Das konstant hinzubekommen, ist verdammt schwierig! Entsprechend wäre es schön, wenn man nebenbei vielleicht auch ein wenig aus den Berichten lernen könnte. Und das bedeutet zwangsläufig, dass man sich nicht nur mit dem Was, sondern vor allem mit dem Warum auseinandersetzen muss: Warum diese Deckwahl? Was ist die Überlegung hinter dieser oder jenen ungewöhnlichen Karte? Warum hat man so und nicht anders gespielt? Wie lief der Entscheidungsfindungsprozess ab? Was hat man im Turnier möglicherweise falsch gemacht und welche Lehren kann man daraus ziehen? Etc. pp.
Natürlich muss man nicht zu jeder Entscheidung einen kilometerlangen Aufsatz schreiben. Klasse schlägt Masse. An passenden Stellen, in besonders interessanten Spielsituationen oder bei der Deckwahl, würden bereits ein paar derartige Anmerkungen die Texte massiv aufwerten. So, wie sie sind, enthalten die Berichte jedenfalls jede Menge Action, verzichten dafür aber weitestgehend auf Reflexion. An diesem Verhältnis müsste man ein bisschen arbeiten.
Und das ist wieder genau das Stichwort: Ja, auf die Art grenzt das Ganze schon fast an „Arbeit“. Und ich kann gut verstehen, dass man sich diese Mühe eventuell einfach nicht machen möchte. Wenn doch – na dann, los!
Viele Grüße
Tobi
Das ist alles für heute. Nächste Woche berichte ich vom PTQ in Dortmund. Bis dahin denkt immer daran: Ehrlichkeit ist eine Tugend, Höflichkeit ist irgendetwas anderes.
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